11.10.2020 – 28.Sonntag A: Eine leere Tafel füllt sich!

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Der Tisch ist gedeckt. Es ist alles vorbereitet für das Fest! Nur die Gäste bleiben aus. Sie wollen nicht kommen oder sie ignorieren die Einladung. Eine äußerst unangenehme Situation für alle Gastgeber und Gastgeberinnen. Im Gleichnis, das Jesus erzählt, muss der König, der die Hochzeit seines Sohnes ausrichtete, diese Erfahrung machen:

Jesus erzählte ihnen ein anderes Gleichnis:  Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.  Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen.  Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!  Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden,  wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.  Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen.  Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig.  Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein!  Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.  (Mt 22,1-10)

Eine Geschichte, die ähnlich auch bei Lukas und im apokryphen Thomas-Evangelium überliefert wird. Den besonderen Zusatz von Matthäus habe ich kursiv gekennzeichnet.
Was sagt uns der Text heute ?

Angelehnt an Gedanken von Carlo Martini will ich eine Antwort versuchen:

1. Das Reich Gottes wird unter dem Bild eines festlichen Mahles geschildert, ist also ein Ereignis, zu dem man gerne hinzutritt, an dem man gerne teilnimmt, und das im Kontrast steht zu den Mühen des Alltags.

2. Ich kann nicht einfach hingehen, ich brauche eine Einladung. Diese Einladung zwingt mich in eine Entscheidung. Naheliegend wäre es, die Einladung anzunehmen, weil es sich um ein Ereignis handelt, zu dem man gerne hingeht. Schließlich handelt es sich nicht um die Einladung von Irgendjemandem, sondern um die Einladung eines Königs, im Bild des Gleichnisses um die Einladung Gottes.

3. Wer sie ablehnt, sieht sich immer unter Rechtfertigungsdruck. (in der Fassung des Lukas Lk 14,16-24 sehr ausgeprägt). Dabei werden nie die eigentlichen Gründe genannt, z.B. meine Interessen wiegen mehr als deine oder ich beantworte gar die Einladung mit einem klaren „Nein“. Immer werden die äußeren Umstände für das Handeln ver-antwortlich gemacht. Gerade in diesem Punkt können wir uns selbst sehr leicht wiedererkennen.

4. Die Einladung ergeht schließlich uneingeschränkt, das Gastmahl ist nicht den Oberen vorbehalten, alle werden eingeladen, auch die Ärmsten der Armen. Wer die Einladung erhält, muß loslassen, muß lassen können. Ich kann nicht so weiterleben wie bisher, meinen Geschäften nachgehen. Auf sie eingehen, kann einschneidende Folgen für mein Leben haben.

5. Und schließlich die Einladung kommt unverhofft, sozusagen an der nächsten Straßenecke. Wer von den Armen, von denen unser Gleichnis erzählt, hätte am Morgen schon gedacht, daß er im Laufe des Tages zu einem solchen Mahl eingeladen wird.
An dieser Stelle aber ist es dann auch wichtig darauf zu verweisen, daß die ganze Geschichte ein Bild ist für das Reich Gottes, das so der Apostel Paulus im Römerbrief nicht besteht in Essen und Trinken, sondern in Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist ( Römer 14,17).
Die Einladung ins Reich Gottes einzutreten wird mir an jeder Straßenecke überbracht in vielen Situationen, wo mein Wort, wo mein Handeln, vielleicht auch mein Schweigen, erst recht mein Beten gefordert ist und wo es darauf an-kommt, eben nicht den Geschäften und den guten Gelegenheiten nachzugehen sondern gleichsam auszusteigen aus dem Lauf der Dinge.

So möchte ich Sie einladen, einmal jenen Gelegenheiten im Alltag Ihres Lebens nachzuspüren wo der Herr Sie ruft, dem Reich Gottes entsprechend zu leben, wo wir uns verweigern und wo wir folgen, weil wir arm sind vor ihm.
Wilfried Schumacher