Mittwoch nach dem 1.Fastensonntag

Tageslesungen
Jona 3, 1-10 | Lk 11, 29 – 32

Jona machte sich auf den Weg und ging nach Ninive, wie der Herr es ihm befohlen hatte. Ninive war eine große Stadt vor Gott; man brauchte drei Tage, um sie zu durchqueren. Jona begann, in die Stadt hineinzugehen; er ging einen Tag lang und rief: Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört! Und die Leute von Ninive glaubten Gott. Sie riefen ein Fasten aus, und alle, groß und klein, zogen Bußgewänder an. Und Gott sah ihr Verhalten; er sah, dass sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten. Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er führte die Drohung nicht aus. (Jona 3, 3-5.10))

Das Schicksal ist nicht unerbittlich, Entscheidungen sind nie unwiderruflich. Der Mensch ist kein Spielzeug, der in vorbestimmter Weise funktioniert, seine Verbindung zur Unendlichkeit sichert ihm den Zugang zu unendlich vielen Möglichkeiten. Der Gang des Schicksals kann aufgehalten werden, sein Sieg liegt nicht von vornherein fest. Mit anderen Worten, der Kreislauf von Verbrechen und Strafe kann unterbrochen werden, ehe er sich vollendet. Das Böse kann abgebrochen, abgewendet, kann besiegt werden, mehr noch, es kann verändert werden, kann zahllose Umwandlungen durchmachen, wenn man bereut. Es genügt, wenn der Mensch sich aufrafft und sich sagt: „Genug, ich muß umkehren, ehe es zu spät ist“, und alle bösen Verfügungen werden aufgehoben….“Reue“ – bedeutet ein sich Bewußtmachen, ein Gewahrwerden, den Willen, sich zu entscheiden und für die Zukunft Verantwortung zu übernehmen. Die Vergangenheit kann man nicht mehr ändern, aber man hat die Kraft, die Zukunft zu gestalten. Es hängt alles vom einzelnen und der Gemeinschaft ab; sie können, wenn sie wollen, das Schicksal durchkreuzen und frei wählen. Jonas Lektion lautet: Nichts ist festgeschrieben, nichts besiegelt: selbst der Wille Gottes kann sich ändern.
Elie Wiesel, Von Gott gepackt, Prophetische Gestalten, Herder 1983

Ich betrachte mein Leben – wo muss der Kreislauf des Bösen durchbrochen werden?
Bedeutet „Reue“ für mich auch, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen? Wie sieht sie aus?

In Wirklichkeit ist
segnen statt fluchen,
besuchen statt abweisen,
aufnehmen statt bekämpfen
der einzige Weg, um die Spirale des Bösen zu zerbrechen, um Zeugnis zu geben, dass das Gute immer möglich ist.

Papst Franziskus

(c) Wilfried Schumacher

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