Samstag nach dem 4.Fastensonntag

Tageslesungen
Jer 11,18–20 | Joh 7,40–53

Ich selbst war wie ein zutrauliches Lamm, das zum Schlachten geführt wird, und ahnte nicht, dass sie gegen mich Böses planten: Wir wollen den Baum im Saft verderben; wir wollen ihn ausrotten aus dem Land der Lebenden, so dass man seinen Namen nicht mehr erwähnt. (Jer 11,19)

Wo immer Jeremia auftritt, bringt er Unglück, und jede Heiterkeit erstirbt. Wie alle Propheten vor ihm ist er stets in Opposition, bekämpft das Establishment, verspottet die Macht und die, die sie ausüben, betont die Brüchigkeit der Gegenwart und die Ungewissheit der Zukunft. Wer auf ihn hört, verliert jede Lust zu essen, zu trinken, Kinder aufzuziehen.[…] Ein von solchen Visionen heimgesuchter Mensch kann nicht populär sein. Man meidet ihn, wendet sich ab. Er zerstört jede Lebensfreude, er zwingt uns, das zu sehen, was wir nicht sehen wollen.
(Elie Wiesel)

Gibt es Dinge, die ich nicht sehen will? Wie gehe ich mit den Propheten um, die mich darauf hinweisen?

Die Propheten sind exponiert. Sie predigen nicht die Resignation, sondern die Befreiung. Man bringt sie um, weil sie unerwartet aufstehen und etwas Neues verkünden. Etwas, was Angst macht und stört. Sie erlassen keine Gesetze, bringen keine neuen Organisationen oder Definitionen. Sie eröffnen eine Zukunft, ermutigen zum freien Handeln, rufen zur Revolte des Gewissens auf. […]. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Propheten von den Inhabern der Macht scheel angesehen werden, dass sie von ihrer Institution verdächtig gemacht und beiseite geschoben werden. Sie stören die Leute; diese möchten weiterhin so leben, glauben und praktizieren, wie sie es immer getan haben.(Jacques Gaillot)

(c) Wilfried Schumacher

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