Tageslesungen
Jes 7,10-14. | Lk 1,26-38.
Der Engel trat bei ihr ein. (Lk 1, 28a)
Wenn man von oben auf das heutige Nazareth herabschaut, ist der Turm der Verkündigungsbasilika auf den ersten Blick kaum auszumachen. Was an dieser Stelle lokalisiert wird, ist zwar einzigartig in der Menschheits-geschichte, und doch fügt es sich ein in das Alltägliche heute. Das provoziert.
Zuerst einmal ist die Botschaft der Bibel eindeutig: es geschah nicht irgendwo in einem Märchenland, sondern der Engel wird von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer jungen Frau namens Maria gesandt. (Lukasevangelium 1.Kapitel Vers 26)
Ganz lapidar schreibt der Evangelist: „Der Engel trat bei ihr ein“. Folgt man den Darstellungen der Kunst, so trifft er auf eine Frau, die eben noch in einem (heiligen) Buch gelesen hat und ganz bereit und offen ist, den Gruß des Engels und seine Botschaft anzuhören.
Was aber, wenn Maria beschäftigt war? Vielleicht mit irgendeiner Hausarbeit? Mit Kochen, mit Putzen? Ganz so abwegig ist der Gedanke nicht, denn auch Jesus hat seine Jünger nicht beim Bibelstudium oder in der Synagoge berufen, sondern vom Fischerboot und von der Zollstation weg.
Mir gefällt der Gedanke, dass Maria sich erst einmal bereit machen musste, sich lösen musste von ihrer Tätigkeit, um sich der schwierigen Botschaft zu öffnen. Es fiel ihr vielleicht leicht, weil sie nicht von jenem Hochmut besessen war, dass Gott in dieser Welt nicht vorkommt.
Sie sagt „JA“ zum Ansinnen Gottes, dass sein Sohn in ihr Mensch werden soll. So kann an diesem Ort der Himmel die Erde berühren.
Bleibt die Frage: wen findet der Engel vor, wenn er bei mir eintritt? Und wie findet er mich vor?
Wann? – das wird mir in Nazareth immer wieder bewusst: in den Alltäglichkeiten meines Lebens.
Wird er von mir auch ein JA bekommen?
(c) Wilfried Schumacher
Für die kommende Weihnacht eine großartige Frage nach dem Ja und ob man dieses Ja so schnell sprechen könnte? Ich weiß es nicht aber es regt ein an über den Sinn dieser Worte nachzudenken.