Wer zurückdenkt am Jahreswechsel, dem drängen sich oft die negative Dinge auf: Misserfolge, Verwundungen, Katastrophen schreiben sich oft tiefer in die Seele, als die guten Erinnerungen, die wir mühsam hervorkramen müssen.
So ist das Jahresende in den Medien, aber auch in unseren ganz persönlichen Gedanken, oft geprägt von den schlechten Schlagzeilen. Es gilt in diesen letzten Stunden zu fragen, wie gehe ich ins Neue Jahr, was ist im Gepäck meines Lebens in den vergangenen 12 Monaten hinzugekommen, welche Last, aber auch vor allem welcher Proviant, von dem ich leben kann?
Die Antwort kann uns niemand abnehmen, jeder muss sie sich selbst geben. Manche drücken sich davor, lassen sie untergehen im Krachen der Böllern, ertränken sie in Sektkelchen oder lassen sie am Himmel wie Feuerwerk zerplatzen.
Heute morgen kam mir ein Liedtext der kölschen Band „Die Höhner“, in den Sinn – er ist schon über 20 Jahre alt. Die Gruppe, die viele aus dem Karneval kennen, schreiben auch Balladen schreibt, die aufhorchen lassen. So auch dieser Text:
Lust auf Leben, Lust auf Liebe, Lust auf Lust,
Lust auf Bratkartoffeln und nen fetten Kuss,
Lust auf Leben, Lust auf Liebe, Lust auf Doll,
Lust mein Maul nicht zu halten, wenn ich soll,
Lust auf dicke rote Grütze und auf jede kleine Pfütze.
Lust auf Leben, Lust auf Liebe, Lust auf Lust.
Das Video und den ganzen Text finden Sie am Ende dieses Blogs
Der Liedtext verbindet viele Schicksale: denn Lust auf Leben – das ist eine geheimnisvolle Kraft, die Menschen am Leben erhält:
- Der Kranke, der Lust am Leben hat, geht sein Leid ganz anders an, als der, der sich aufgegeben hat.
- Wer sich eingezwängt, gefesselt fühlt, spürt eine unbändige Lust am Leben, die so stark ist, dass er in die Lage ist, die Fesseln zu sprengen bzw. alles daran zu setzen, dass sie gelöst werden.
- Wer eine Katastrophe erlebt, wie sie in diesem Jahr zu der einen oder anderen Biografie gehört haben, kann nur durch die Lust am Leben Energie freisetzen, die ihn nicht in den Fluten der eigenen Tränen untergehen lassen.
Und das Gegenteil ist uns auch klar: ohne Lust am Leben stirbt der Menschen bei lebendigem Leibe. Es gibt Situationen, in denen es lange dauert, bis die Lust am Leben wieder geweckt wird. Das wissen alle diejenigen, die eine solche Erfahrung durchgemacht haben. In der Ballade beschreiben es die Höhner in einer Strophe: „Frisst nur alles in sich rein, und ist auf einmal ganz allein. Einsamkeit ist Marterpfahl, man lebt doch nur das eine Mal“
Die Lust auf Leben kann man nicht machen, nicht herbeirufen, sie wächst in uns heran – nicht zuletzt als Echo auf die Liebe der anderen, die Anerkennung und Wertschätzung, die wir erfahren. Wer erlebt, dass er nicht allein lebt, in dem kann die Lust auf Leben eher Wurzel schlagen.
Im Alten Testament stellt Gott den Menschen vor die Alternative: „Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. (Dtn 30,19) „Wähle das Leben!“ Ist es vermessen, zu übersetzen: Hab’ Lust am Leben! Jesus sagt seinen Zuhörern: „ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Joh 10,10) Auch hier wage ich, frei zu formulieren: Ich will dass sie Lust auf Leben haben?
Ich bin gewiss, dass ich es darf, denn ich kenne besonders im Alten Testament viele Psalmentexte, in denen Menschen vom Gegenteil berichten, in denen sie klagen und bei Gott das Leben einklagen.Wenn es um Lust am Leben geht, dann ist Gott die richtige Adresse. Er hatte eine solche Lust auf menschliches Leben, dass er selbst Mensch wurde.
So lade ich Sie ein, zurückzuschauen auf die Stunden des vergangene Jahres, besonders auf jene, in denen Sie Lust auf Leben hatten.Ich hoffe, es sind so viele, dass die Lust auf Leben auch den Schritt ins Neue Jahr bestimmt.
In der Ballade der Höhner heißt es einer Strophe: Wenn du niemals an wat Neuem leckst, wirst du niemals wissen, wie dat schmeckt“.
Das wünsche ich Ihnen für das Neue Jahr – das es vieles Neues gibt, das gut schmeckt und in Ihnen immer neu die Lust am Leben weckt.
Foto im Text: Radka Schöne / pixelio.de
Apropos „neues Jahr“ – wenn Sie Lust haben, mich auf einer Reise zu begleiten, dann schauen Sie doch mal auf meine Seite: miteinanderreisen.blog
Und zum Schluß „endlich“ das Video der Höhner aus dem Jahre 1996. Den gesamten Text finden Sie im Kommentar.
Vielen Dank für diesen schönen Text zum Jahreswechsel, der mir sehr gut gefalen hat. Ich wünsche Ihnen auch weiterhin Mut und Lust zum Leben und Gottes Segen für das kommende Neue Jahr. Mit herzlichen Grüßen Sabine Schülter
Danke, lieber Wilfried Schumacher, für Ihr Wort zum Tag, immer wieder für mich eine Freude zu lesen und darüber nachzudenken und Impulse in den Tag mit zu nehmen.
Danke für die ermunternden Gedanken zum Jahreswechsel, ja, Sie wissen auch, wie schwer das Leben werden kann, aber auch wie wir tagtäglich wieder auf(er) stehen…und Freude am Leben haben.
Ich wünsche Ihnen ein gutes, segensreiches, frohes und spannendes neues Jahr 2020 mit all Ihren Vorhaben in Frieden und Gesundheit, herzlichst Ihre Petra Gläser