
In der französischen Revolution hat man die Gesichter der Apostel und der Gottesmutter zerstört. Sie benötigen neue Gesichter – wie wäre es mit unseren?
Pfingsten – die Herabkunft des Heiligen Geistes – Lukas wartet in der Apostelgeschichte 50 Tage, bis er davon erzählt. Für den Evangelisten Johannes ist Pfingsten ein Geschehen am Ostertag, als Christus durch verschlossene Türen eintritt. Die Jünger halten den Atem an angesichts dieses unverhofften Wiedersehens. Der Auferstandene muss seine Kirche beleben. Empfangt über meinen Hauch den Heiligen Geist! Sein Atemhauch, der spiritus sanctus aus seinem Mund. In einer Übertragung des Textes von Walter Jens sagt der Auferstandene den Jüngern: „Gekommen ist eure Stunde“. Damals belebt er die Kirche. Und heute?
Bischof Franz Kamphaus, der frühere Bischof von Limburg hat einmal geschrieben: „Was uns fehlt, ist die Ausstrahlung. Die Gottesmüdigkeit, die mangelnde Glaubenslust ist unsere eigentliche Schwäche. Wir leugnen Gott nicht, aber wir rechnen auch nicht ernsthaft mit ihm. Unser Gott ist weder zum Fürchten noch zum Verlieben.“ Da hält man die Luft an, wenn man das liest.
Hat er Recht? Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich einzelne oder auch Gruppen in der Kirche auch heute wieder zurückziehen in den Mief des Saales von Jerusalem. Während draußen das Leben abläuft, in ihren Augen das böse Leben, lassen sie die Rolladen runter und schmoren im eigenen Saft ihrer frommen Traktätchen und Gebetszettel, oder ihrer Selbstgenügsamkeit.
Wir gehen nicht heraus – wir, und damit meine ich nicht nur die Berufskatholiken, sondern uns alle. Pfingsten heißt aber – wir müssen raus ins Freie, ins Säkulare – in die „Welt“: in die Welt der Andersgläubigen, in die Welt der Gleichgültigen, Verweltlichten; in die Welt der Hedonisten, Atheisten oder der sogenannten Heiden und Götzendiener. Damals wie heute sind wir nur eine kleine Gemeinschaft angesichts einer großen Welt, die anders denkt, glaubt und fühlt.
Die Welt braucht uns, unsere Gesichter, unsere Herzen, unsere Hände – damit die Früchte des Geistes den Menschen zu Gute kommen: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit.“ (Gal 5,22-23a)
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Gesegnete Pfingsten!
(c) Wilfried Schumacher
Auch Dir von und vom Geist gesegnete Pfingstfeiertage, lieber Wilfried.
Mögest Du unsere Tage weiterhin mit Losungen und Meditationen reich beschenken.
Ihre Worte zu Pfingsten fand ich wieder besonders schön und sehr aufschlußreich. Besonders Ihren Hinweis auf das Wort von Bischof Kamphausen über die Gottesmüdigkeit hat mich sehr berührt, da die einem oft begegnet. Diese Gottesmüdigkeit findet man bei Ihnen trotz aller Unbillen nicht. Sie sind wirklich einer der glaubwürdigsten Priester die mir begegnet sind. Dafür meine herzlichen Dank, ich freue mich immer wieder über Ihre Worte in schriftlicher oder mündlicher Form.