
Und eine Stimme aus dem Himmel sprach:
Du bist mein geliebter Sohn
Mk 1,11
Bei Gott hat seine Stelle das menschliche Geschlecht.
„Schlußwort“ des Weihnachtsoratoriums von J.S.Bach
In der St.Laurentius-Pfarrkirche in Ahrweiler gibt es eine Malerei der Taufe Jesu. Jesus steht in der Ahr – hinter ihm die Kulisse der Stadt mit ihren Stadttoren. Für den mittelalterlichen Künstler war klar: das ist keine Geschichte von anno dazumal; das, was wir heute feiern, ist Gegenwart.
Jesus taucht auf und der Himmel öffnet sich – wie an Weihnachten auf den Feldern Bethlehems. Himmel und Erde sind nicht mehr unendlich weit von einander entfernt und Gegensätze, sondern sie rücken zusammen. Der Geist Gottes ist am Werk und schafft Neues zwischen Menschen und Gott. Eine Stimme vom Himmel berichtet uns von dem innigen, ja intimen Verhältnis zwischen Gott und diesem Jesus: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“
Was dort am Jordan geschehen ist, ereignet sich in jeder Taufe: Wir werden zu Kindern Gottes, zu „Erben Gottes, Miterben Christi“ (Röm 8,17) Wir sind geliebte Kinder Gottes, geliebte Söhne und Töchter.
Zu einem Zeitpunkt, da wir nicht vorweisen konnten: Weder außerordentliche Schönheit, weder Majestät noch Intelligenz, zu einem Zeitpunkt, da wir hilflos angewiesen waren auf andere, ist auch für uns der Himmel aufgegangen.
Wer getauft ist, hat nicht nur die Erde, das Diesseits im Blick – wer getauft ist, lebt mit der Option für den Himmel und er darf diese einbeziehen in jedem Augenblick seines Lebens.
Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter, so wie Du bist! Das ist der „cantus firmus“, der unser ganzes Leben durchzieht vom Augenblick der Taufe an. Wenn das doch in unseren Kopf – in unser Herz ginge!
Bei Gott hat seine Stelle das menschliche Geschlecht! – Mit diesen Worten endet Bachs Weihnachtsoratorium. Gleichzeitig markieren sie den Anfang einer neuen Geschichte Gottes mit uns Menschen!
Das Fest heute, die Erinnerung an die Taufe Jesu, schließt den Weihnachtsfestkreis ab. Es zeigt uns, was durch die Menschwerdung Gottes in unserem Leben anders geworden ist, welches Vertrauen Gott in den Menschen steckt, was Gott uns zutraut.
(c) Wilfried Schumacher