An diesem 3. Sonntag im Jahreskreis hören wir in der Liturgie als Lesung einen Abschnitt aus dem Buch Jona. Das erinnert mich: Es war 1988, wenige Wochen, bevor mein Freund Daniel Gelsi so plötzlich starb. Ich hatte ihn in Rom besucht und er bat mich: „Zeig mir den Jona!“ So fuhren wir an die berühmte Costiera Amalfitana nach Ravello. Im dortigen Dom S. Pantaleone ist der wohl schönste Ambo, den ich jemals gesehen habe.

Um 1130 ist dieser besonders ausdrucksstarke Ambo entstanden. Der Ort der Verkündigung des Evangeliums symbolisiert das leere Grab Christi, hier dargestellt durch die Öffnung, die gerahmt ist mit den beiden Pfauen, die als Symbol der Auferstehung gelten. Darüber die vorragende Brüstung auf achteckigem Grundriss, achteckig, weil der achte Tag, der erste Tag der neuen Woche, der Tag der Auferstehung ist. Dargestellt ist der Adler, das Symbol des Evangelisten Johannes. Er ist der einzige der Evangelisten, der am leeren Grab war und es bezeugte.
Im Mosaik ist die Geschichte des Propheten Jona dargestellt. Rechts beim Aufgang die Szene, als Jona vom Seeungeheuer verschlungen wird, links am Abstieg dann, wie er gerettet wird und an Land geworfen wird.
Mosaik im Dom S. Pantaleon in Ravello
Jona war gerufen, nach Ninive zu gehen und Gottes Ansage über das Schicksal dieser Stadt und ihrer Bewohner dort zu verkünden. Die Menschen in Ninive sollten ablassen von ihrem bisherigen Lebenswandel, wenn nicht, drohe ihnen der Untergang. Drastischer kann man das kaum formulieren. Wir wissen nicht, worin ihre Schuld bestand, das ist auch nicht wichtig.
Wer diesen Ambo anschaut und erlebt, der versteht den Ausspruch Jesu aus dem Evangelium, dass er kein anderes Zeichen geben will als das des Jona. Gott lässt sich nicht nötigen. Er ist nicht so, wie wir ihn uns wünschen. Darum achten wir darauf, was Jesus uns mit seinem Hinweis auf Jona sagen will. Im Lukasevangelium lesen wir: „Als immer mehr Menschen zusammenkamen, begann er zu sprechen: Diese Generation ist eine böse Generation. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein Zeichen gegeben werden außer das Zeichen des Jona. Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein. Die Königin des Südens wird beim Gericht mit den Männern dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo. Die Männer von Ninive werden beim Gericht mit dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie sind auf die Botschaft des Jona hin umgekehrt. Und siehe, hier ist mehr als Jona (Lk 11, 29-32)“.
Wir sollen spüren, dass Gott größer ist als unser Herz, ja, er bereut das Unheil, das er angedroht hat. Er will nicht den Tod des Sünders. Er will, dass wir umkehren und leben. So lesen wir an diesem Sonntag im Evangelium: „Jesus verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“
Bernhard Auel
Fotonachweis (Jona rechts) Martin Schwarz (http://bilder.tibs.at/node/26354)
Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0 AT; (Jona links) Copyright Heiko Trurnit