Stimmen Sie sich ein auf die Lektüre des Evangeliums des heutigen Sonntags. Suchen Sie sich einen ruhigen Platz, vielleicht entzünden Sie eine Kerze, denken Sie an die Menschen, mit denen Sie sonst an den Sonntagen die Messe feiern und bitten Sie den Herrn, Ihnen Ohren und Herz für seine Botschaft zu öffnen.
Gott, lass meine Gedanken mich sich sammeln zu Dir. Bei Dir ist das Licht, du vergisst mich nicht. Bei Dir ist die Hilfe, bei Dir ist die Geduld. Ich verstehe Deine Wege nicht, aber Du weißt den Weg für mich. (Dietrich Bonhoeffer)
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Evangelium ( Joh 11, 1- 45 – Kurzfassung) – Lesen Sie selbst oder lassen Sie es sich vorlesen – HIER
In jener Zeit
1 war ein Mann krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf, in dem Maria und ihre Schwester Marta wohnten.
2 Maria ist die, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar abgetrocknet hat; deren Bruder Lazarus war krank.
3 Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht: Herr, dein Freund ist krank.
4 Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.
5 Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus.
6 Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt.
7 Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen.
17 Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.
18 Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt.
19 Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten.
20 Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus.
21 Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
22 Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
23 Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
24 Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.
25 Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
26 und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
27 Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
33 Jesus war im Innersten erregt und erschüttert.
34 Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh!
35 Da weinte Jesus.
36 Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte!
37 Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb?
38 Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.
39 Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.
40 Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
41 Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.
42 Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast.
43 Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!
44 Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen!
45 Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.
Lassen Sie das Gelesene in sich nachklingen, bevor Sie den nachfolgenden Text lesen:
Ich weiß nicht mehr, wo ich zum ersten Mal dieser Frage begegnet bin. Es war ein Aufkleber irgendwo; aber die Frage provozierte mich: „Heute schon gelebt?“
„Heute schon gelebt?“ – ich gebe die Frage gerne an Sie weiter. Bei vielen Menschen und bei mir selbst beobachte ich die Tendenz, das Leben auf morgen zu verschieben: „Wenn ich die Schule hinter mir habe“, sagt sich der Schüler, „dann kann das Leben beginnen“. „Wenn nur erst einmal die Ausbildung zu Ende ist“, denkt ein anderer, „ja, dann kann das Leben endlich anfangen“. „Wenn nur erst einmal das Haus fertiggestellt ist …“. „Wenn nur erst einmal die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind …“. „Wenn ich nur erst einmal pensioniert bin …“. „Wenn die Corona-Krise erst mal vorbei ist…..
„Wenn…“ – ja, wenn, dann fängt das Leben an. Und manch einer muss erkennen: dann ist das Leben plötzlich vorbei. Alles, was die Gegenwart geboten hat, haben wir nicht wahrgenommen – selbst wenn die Gegenwart aus vielen Einschränkungen besteht. Und wir merken, dass wir noch gar nicht begonnen haben, das Leben zu leben. „Stirb nicht im Warteraum der Zukunft“ lautet ein Buchtitel von Harvey Cox.
Heute schon gelebt? – Schauen wir auf das Evangelium des Sonntags.
Ein machtvolles Wort steht am Ende des Evangeliums: „Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus!“ Im griechischen Text steht es viel prägnanter! Dort steht: „Hierher heraus“ (δεῦρο ἔξω) und ohne Übergang „er kam heraus“. Und als nächster Befehl „Löst ihm die Binden, macht ihn frei“.
Der griechische Text verrät auch, dass die Binden mehr sind als bloße Leinentücher. Im anderen Zusammenhang wird das Wort für menschliche Bindungen. (1 Kor 7,27) verwendet.
Es geht um Bindungen, um alles was, mich fesselt an das Nicht-Leben, alles, was mich festhält bzw. woran ich mich auch gern festhalte. Wie viele Menschen sind damit beschäftigt, das, was sie haben, an Ideen, Beziehungen, Wertvorstellungen festzubinden und wie in einem Grab sicher vor der Umwelt zu bewahren.
Gott will mich befreien aus allen fruchtlosen
Bindungen. Es geht darum, zum Eigenen, Wirklichen in mir vorzustoßen und mich
daran nicht mehr hindern zu lassen. Löst ihm die Binden, und lasst ihn
weggehen! heißt der ganze Befehl Jesu.
Es gibt in der Geschichte kein „Happy End“, kein Freudenfest, keine Party.
Stattdessen die Anweisung Jesu, lasst ihn seinen Weg gehen, einen anderen,
gewiss einen neuen Weg, der vielleicht nicht in bestehende Bindungen und
Konventionen passt.
Der Evangelist interessiert sich nicht für medizinische Sensationen. Er will keinen historischen Tatsachenbericht liefern. „Keine Angst vor dem Tod, vor dem einen Tod am Ende des Lebens und vor den vielen kleinen Todessituationen ein Leben lang!“ heißt seine Botschaft.
Christus, der Lebendigmacher, kann dich herausrufen aus dem Grab. Der, der selbst das Leben ist, kann befreien aus der Todesgruft, in die du eingemauert bist. Kann dich befreien von Bindungen, die Dich nicht leben lassen.
„Hierher, heraus!“ – man kann kaum widerstehen. Christus bringt uns mit dem Leben in Berührung. Nicht erst „am letzten Tag“, sondern jetzt, schon hier und heute, mitten im Tag. Das ist die Kernbotschaft des Johannesevangeliums. Heute schon gelebt? – Wer leben will, muss Sie sich vom Herrn herausrufen lassen aus allen fesselnden Bindungen
Nehmen Sie sich noch einmal Zeit, das Gelesene in sich nachklingen zu lassen.
Vielleicht steigen Fragen in Ihnen auf:
wo bin ich gebunden? gefesselt?
wo erlebe ich Bindungen, die mich nicht leben lassen?
wenn Jesus mich „heraus“ ruft, woher? wohin?
ein wenig Musik kann Ihnen vielleicht helfen:
Zum Abschluß können wir beten:
Du Gott
bist da
Mitten im Tod
dein Licht sehen
Mitten in der Nacht
deine befreiende Hand ergreifen
Mitten in der Gefangenschaft
deine Gerechtigkeit durchsetzen
Mitten im Unrecht
deine Güte kosten
Mitten im Bösen
deine Vergebung erfahren
Mitten in der Schuld
deinen Frieden weitergeben
Mitten im Hass
deine Liebe bezeugen
Mitten in der Welt
dir nachfolgen
Das ist es
wozu du uns rufst:
Mitten im Leben
du Gott mit uns
(c) Helene Renner / Predigtforum.at
und/oder das Gebet in der Corona-Krise
Heute würde während der Gottesdienste die MISEREOR-KOLLEKTE gehalten. Durch die Corona-Krise fehlt dem Hilfswerk die jährliche Kollekte. Es triftt die Ärmsten der Armen! Sie können elektronisch spenden oder überweisen. Bitte vergessen Sie die Armen der Welt nicht! HIER DER LINK zur MISEREOR-Seite!
(c) Wilfried Schumacher –
Gerne können wir miteinander ins Gespräch kommen – Möglichkeiten sehen Sie in der rechten Spalte! Wenn Ihnen das Gespräch überhaupt fehlt, kommen Sie doch ins Café Zusammenhalt. Zugang über www.cafe-zusammenhalt.de
Bitte achten Sie in den nächsten Tagen auf mein Angebot für die Karwoche.