Zu Beginn das Wort eines Mönchs:
Gott ist verborgen,
aber in Christus
hat er sein Antlitz enthüllt.
Christus musst du anschauen,
dass du lernst,
wie Gott ist.
Christus musst du anschauen,
dass du lernst,
wie du sein sollst.
Denn du sollst sein
wie Gott ist,
nach seinem Bild.
Christus anschauen – wir sind eingeladen wie Petrus, Johannes und Jakobus, von denen das Evangelium erzählt. Auf dem Berg der Verklärung dürfen sie Christus anschauen. So ist es dargestellt im Apsismosaik der Kirche auf dem Berg Tabor nahe Nazareth.
Heute feiert die Kirche das Fest der Verklärung Jesu – die Ostkirche nennt es „das Osterfest des Sommers“. Die Erzählung von der Verklärung Jesu auf dem Berg (Mt 17,1-9) ist voller Bilder, denen ich heute ein wenig nachgehen möchte.
Mitnehmen
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg.
Glaube ist vor allem erfahrbar im Miteinander; Glaube ist nicht Privatsache; Gemeinsamkeit ist Ausdruck des Glaubens (beten, feiern, darüber sprechen, einander bezeugen)
Berg
… führte sie auf einen hohen Berg.
Herausheben aus dem Alltag; es gibt Lebenssituationen, die wir als Gipfel der Erkenntnis, Höhepunkt, Kristallisationspunkt, Aussichtspunkt, Klarheit in der Sicht der Dinge, Weitsicht benennen.
Wandlung
… er wurde vor ihren Augen verwandelt.
Wir denken sicher an die Wandlung in der Feier der Eucharistie, wenn Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden; sicher aber geht es auch darum, dass wir selbst uns verwandeln lassen durch Christus.
Licht
… sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.
Ein Licht geht auf; eine Sache, einen Menschen im Licht (in anderem Licht) sehen; endlich verstehen, einsehen.
Zeugen
Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus.
Solche Erfahrung ist nicht Phantasie, frommer Wunschtraum, sondern Realität. Mose und Elija sind Garanten, ihr Gesprächsthema hat Bezüge zu dem, was die Jünger wissen können. Auch wir können uns erinnern, was z. B. die Eltern, die Lehrer oder Erzieherinnen uns vermittelt haben.
Bleiben
Und Petrus sagte: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.
Die erste Reaktion ist spontan und unüberlegt (so müsste es immer sein, hoffentlich geht das nicht vorüber); alles soll so bleiben wie es bisher war. Dabei wissen wir: nicht wird bleiben wie es einmal war.
Wolke
Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie …
Offenbarung enthüllt/verhüllt (denken wir an die Wolkensäule beim Exodus), nur dem Glaubenden wird verständlich, worum es geht; Zeichen (hier die Wolke) wollen als solche verstanden werden; das Konzil sprach von den Zeichen der Zeit; „Offenhalten des Geheimnisses“ – das sei die Aufgabe der Dogmatik (so Anselm Grün); Geheimnis des Glaubens – mysterium fidei.
Auf ihn hören …
… aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.
Am Schluss ein Auftrag: die Erfahrung bleibt nicht im Innenraum meiner Person, der Gemeinschaft. Auch Messe ist nicht nur für mich, für uns, heißt eben auch Sendung (Ite, missa est).
Angst
Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden.
So leben wir nur allzu oft; mit offenen Augen an der Wirklichkeit vorbei oder resigniert, geschafft, erschöpft, verängstigt; manchmal sind wir vielleicht auch zu bequem; wie will ich etwas erfahren, mitbekommen, wenn ich keine Zeit habe, mir keine Zeit nehme? Ich schaue eher zurück und bleibe im Heute verhaftet, schaue nicht nach vorne.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
… erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
Freilich: zuerst schweigen (besinnen), dann handeln; den richtigen Zeitpunkt erkennen, dann aber bekennen. Jetzt, heute sind wir gefragt.
Bernhard Auel