dann ist man froh, wenn ein anderer für einen Worte findet. Das ist auch das Geheimnis der alttestamentlichen Psalmen, über 2000 Jahre alte Gebete, in denen ich mich wiederfinde und die manches Mal ins Wort bringen, was mich bewegt.
In diesen Tagen gehen mir die Worte aus, wenn tagtäglich neue Nachrichten vom in der Kirche verübten Missbrauch an Kindern und Jugendlichen eingehen. Überall, in Köln, in Essen, in Mainz, in Münster, in Trier, in Berlin und in Freiburg. Und auch anderswo in den Bistümern.
Es wurde vertuscht, getäuscht und getrickst. Die „Heilige Kirche“ sollte unbeschadet davon kommen und an die vielen tausend Opfer, Kinder und Jugendliche dachte niemand.
Stephan Wahl hat ins Wort gebracht, was ihn bewegt. Was mich bewegt und gewiss auch viele andere. Sein Wut-Psalm schleudert Gott unsere Wut entgegen und endet mit einer großen Bitte: „Die verwundeten Seelen aber heile mit wahrhaftigen Menschen, die zuhören können, aufrichten, behutsam, mit sehr viel Geduld, dass sie trotz allem dem Leben trauen und auch dem ehrlichen Lieben, und haltende Arme und stärkende Schultern die Schatten vertreiben.“
Lesen und beten Sie hier.
Autor: admin
Keine Advent-Impulse hier
In diesem Jahr wird es auf „wortzumtag“ keine Advent-Impulse geben. Da ich in den letzten Wochen eine Vielzahl von Verpflichtungen hatte, ist mir dieser Dienst in diesem Jahr nicht möglich. Ich bitte um Verständnis.
Von Gastwirtin zur Kaiserin
Nach Edith Stein und Klara von Assisi schenkt uns der August einen weiteren Gedenktag einer großen Frau, „die alle Zumutungen des Lebens erlebt hat: die Kaiserin Helena“. Lesen Sie HIER mehr.
„Allein die Liebe bleibt“
In diesen aufgewühlten Zeiten kann es gut tun, einmal auszuruhen bei Menschen, die durch ihr Lebenszeugnis ein Beispiel geben über den Tag hinaus. Am 9.August vor 80 Jahren wurde Edith Stein im Konzentrationslager Ausschwitz ermordet: hier den ganzen Beitrag lesen.
Der Blick verwandelt
Ich bin zur Zeit viel an der Ahr unterwegs. Was sage ich Menschen, die vor fast einem Jahr die schlimmste Katastrophe ihres Lebens erlebt habe? Das Erlebte ist für sie immer gegenwärtig auch wenn sie Gottesdienst feiern. Ich reise an aus dem 20km entfernten Bonn, das von den Fluten verschont wurde, und ich spüre, ich muss jedes Wort abwägen. Wie verkünde ich ihnen Gottes Wort als frohe Botschaft? Ich habe es versucht mit dem alten Text aus dem 10.Kapitel des Lukas-Evangeliums. Lesen Sie hier weiter
Ein tod-ernster Weg
Dieser Jesus gefällt uns nicht: den Vater darf man nicht begraben und von seinen Liebsten darf man sich nicht verabschieden, wenn man zu ihm gehören will. Ist das wirklich so oder steckt nicht mehr hinter diesen Wort? lesen Sie hier die Sonntagsbetrachtung
Wenn Töchter „Söhne“ sind
„Kleider machen Leute“, lautet ein Sprichwort. Es ist zugleich der Titel einer berühmten Novelle von Gottfried Keller. – In der Sonntagsbetrachtung ist von einem Kleid die Rede, das anders als in der Geschichte und im Sprichwort die Wahrheit über den Träger, die Trägerin verrät. Lesen Sie selbst.
Eine andere Hoffnung haben wir nicht
Vor gut 20 Jahren lief in den Kinos in Deutschland ein Zeichentrickfilm „Der Prinz von Ägyptern“. Er erzählte die Geschichte des Moses und endet mit dem großen Exodus, der Befreiung aus der Knechtschaft und Sklaverei.
Ein Film nicht nur für Kinder -Ashira ha adonai – Führe uns, o Herr – singen die Menschen, junge und alte, Kinder und Greise als sie durch das Rote Meer in die Freiheit ziehen – das Lachen, ihre Fröhlichkeit ist ansteckend.

In diesen Tagen erleben wir den Exodus eines ganzen Volkes mitten in Europa – wer bei den abendlichen Fernsehnachrichten in die Gesichter der Menschen schaut, dem vergeht das Lachen. Angst, Verzweiflung, Hunger, Schmerz, –
das ist kein Zug in die Freiheit, das ist Vertreibung, verbunden mit einem furchtbaren Massaker, mit unvorstellbarer Zerstörung der Heimat, mit dem Tod vieler Menschen. Die meisten Frauen sind ohne Männer, die Kinder ohne Väter.
Wir schauen in Augen ohne Hoffnung – und feiern jetzt in dieser Stunde eine Botschaft voller Hoffnung – wie passt das zusammen? Müssten wir nicht die Kerzen löschen, müsste uns nicht das Halleluja auf unseren Lippen ersterben und müssten wir uns nicht in aller Stille davon schleichen.
Ist nicht das Kreuz eher die Realität des menschlichen Lebens?
Es gibt so viele theologische Sätze, die mir als Antwort einfallen – aber sie passen nicht zu den Bildern aus der Ukraine, zu den Bildern vom Tempelberg gestern, zu den Bildern aus dem Ahrtal, 20 km von meiner Wohnung entfernt, wo viele Tausend Menschen in der Flut im letzten Sommer alles verloren haben.

Es sind leere Sätze, Makulatur. Ich mag sie nicht hören und erst recht nicht weitersagen.
Ich weiß, was da in Ost-Europa geschieht, ist nichts Unbekanntes – das Leid ist auf dieser Welt zuhause – im Großen wie im Kleinen – und von vielen schlimmen Dingen erfahren wir nichts, weil keine Kamera die Bilder einfängt.
Wie aber klingt dann unsere Osterbotschaft? Erreicht sie überhaupt unser Herz, dort wo die Angst und die Verzweiflung sich tief eingenistet hat? Es scheint, dass uns der Ruf des Gekreuzigten „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“ besser gelingt als das österliche Halleluja.
„Mein Gott, warum hast du mich verlassen“ – das ist der Schrei, der aus den Kellern von Mariupol zum Himmel dringt, genauso wie von den Schlachtfeldern der Ukraine, aus den Flüchtlingsunterkünften, aus dem von der Flut zerstörten Ahrtal.
Mein Gott, warum hast Du nicht eingegriffen im Garten Gethsemani, warum nicht vor dem Richterstuhl des Pilatus, warum nicht auf Golgotha. Warum hast Du nicht eingegriffen als der gewaltige Regen sich über dem Ahrtal ergoss?
Warum greifst Du nicht ein auf den Schlachtfeldern der Welt, verbiegst die Gewehre, machst die Munition unbrauchbar?
Der Himmel antwortet nicht – das ist das Paradoxe unseres Glaubens. Dass wir das aushalten müssen.
Der Himmel antwortet nicht – oder vielleicht doch? Ist nicht das, wie wir heute Ostern feiern, die Antwort?
Das Licht, das das Dunkel besiegt! Das Wort, das unsere Stummheit hinter sich lässt. Das Wasser, das Verdorrtes wieder blühen lässt. Das Leben, das stärker ist als der Tod. Wir können nicht anders als den Zeichen dieser Nacht zu trauen, hoffen wider alle Hoffnung.
Auf unseren Altären bleibt das Kreuz stehen – auch nach Ostern! Auf manchen künstlerischen Darstellungen hält der Auferstandene das Kreuz wie ein Siegeszeichen umschlungen.
Es ist sein Kreuz und das Kreuz der Menschen, das Kreuz der Hungrigen, Durstigen, Nackten, Gefangenen, Flüchtlinge, Einsamen, Verängstigten, Sterbenden, der Mißbrauchten und Mißhandelten. Es ist das Kreuz derer, mit denen ich täglich zusammenlebe, von denen ich in der Zeitung lese und das Fernsehen berichtet.
Das eine Kreuz steht für alle Kreuze, gegen die Gott selbst mit der Auferstehung Jesu protestiert.
Der Auferstandene zeigt seine Wunden – er verbirgt sie nicht, er vertuscht sie nicht. Ostern feiern, heißt, sie auszuhalten. Aber wie?
Das II.Vatikanische Konzil gab schon vor fast 60 Jahren eine Antwort: Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.
Nicht wir stülpen unsere Weltsicht denen da draußen über, sondern wir lassen die Welt mit ihren Verwundungen hinein in unsere Mauern – und hoffen mit ihr, dass überall Ostern wird, auch wenn es sich mit Moment nicht so anfühlt. Die heiligen fünf Wunden, die werden nicht verbunden, sie sprengen, sie sprengen die böse Zeit, heißt es in dem Gedicht von Wilhelm Willms. Eine andere Hoffnung haben wir nicht!

Gründonnerstag: Soweit die Füße tragen

Gott will, dass Ihr ein Segen für seine Erde seid
Vor 20 Jahren habe ich ein Abendmahlsbild gesehen, das so ganz anders war als die bekanntesten Darstellungen, in erster Linie das berühmte Abendmahl von Leonardo da Vinci. Auf diesem Abendmahlsbild sah der Betrachter nur unter den Tisch. Man sah nur die Füße der Jünger.
Als ich vor einigen Wochen wegen Beschwerden am Fuß beim Orthopäden war, sagte er zu mir: „Ihre Füße erzählen von ihrem Leben“. Er hat Recht, unsere Füße tragen die Spuren des Alters, der Wege, die wir schon zurückgelegt haben. Könnten sie erzählen, dann wüssten sie von schönen Strecken und beschwerlichen Etappen.
Wie beweglich doch ein Fuß ist,
wir kennen den leichten und federnden Schritt, wenn etwas Schönes bevorsteht
und den harten und schweren Gang, wenn der Mensch viel auf den Schultern trägt.
Füße tragen uns voran und die Füße geben uns Stand.
Zu Beginn des Abendmahls kniet Jesus nieder, um den Jüngern die Füße zu waschen, um ihnen einen wichtigen Dienst zu erweisen. Aber damit nicht genug. „Füße waschen“ gehört seit jener Stunde zum Auftrag des Christen: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15)
Was bedeutet das für uns heute?
Die Füße erzählen vom Leben des Menschen. Füße waschen heißt: das Leben waschen. Nicht nur den Füßen zugetan sein, sondern dem ganzen Menschen. Und dabei unten anzufangen. Fußwaschung ist nicht der Ort der Konzepte, der durchdachten Vorstellungen. Fußwaschung ist die schlichte Geste, das einfache Tun. Das Füreinander-Dasein, die Solidarität, die Hilfe.
Sie sagt uns: Seid bereit, einander zu dienen ohne zu fragen: Was krieg ich dafür? Seid bereit, für einander da zu sein, sich für einander einzusetzen.
Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung.
– so beginnt das Evangelium der Fußwaschung, so beginnen im vierten Hochgebet der Messe auch die Worte der Wandlung. Fußwaschung und Eucharistie – Da scheint es also einen Zusammenhang zu geben – und zwar nicht nur zeitlicher Natur, weil es am gleichen Abend geschieht.
„Das ist mein Leib für Euch!“, sagt der Herr. (1 Kor 11,24) – das ist Hingabe. Papst Franziskus lässt nicht nach darin, uns immer zu erinnern: „Die Eucharistie ist […] nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen.“ (EG 47)
Die Kommunion ist nicht etwas nur für mich. Sie ist Zeichen der unübertroffenen Zuwendung Gottes, der will, dass wir uns ihn einverleiben, aber nicht nur für uns und zu unserem Heil. Unser Leben muss ein Echo seiner Liebe und Hingabe werden.
Fußwaschung und Eucharistie, beides ist verbunden mit der Aufforderung des Herrn „Tut dies, zu meinem Gedächtnis!“ Und „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ Der Abend des Gründonnerstags erschöpft sich nicht in Endzeitstimmung. Die Stunde des Abendmahls ist die Stunde des Auftrags und des Aufbruchs.
Es geht in diesen Tagen nicht darum, an einem Theaterstück der letzten Stunden im Leben des Jesus von Nazareth teilzunehmen. Es geht darum, zu erkennen, was die alte Botschaft für uns heute bedeutet und weshalb wir sie jedes Jahr neu erzählen.
Vertraut den neuen Wegen – beginnt ein Kirchenlied. Darin heißt es in der 2.Strophe: „Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid“
Was Jesus an jenem denkwürdigen Gründonnerstag getan hat, weist genau in diese Richtung. Er stellt uns die Fragen: Willst Du ein Segen für seine Erde sein?
Der Herr lädt uns ein, am Tisch des Reiches Gottes Platz zu nehmen. Wir können dort nicht bleiben. Unsere gewaschenen Füße müssen uns zu den Menschen tragen.
Karwoche
Die Musik möchte ich Sie einstimmen und lädt Sie ein, noch einmal auf die Fastenzeit und besonders auch auf die letzte Woche zurückzuschauen: ist es Ihnen gelungen, in Ihrem Lebenshaus in den Keller hinabzusteigen und auch auf den Dachboden zu steigen? Scrollen Sie nach unten auf dieser Seite und erinnern Sie sich noch einmal an die Impulse der vergangenen Wochen.

Für die Karwoche möchte „wortzumtag“ Sie auf ein interessantes Angebot der Erzdiözese Wien aufmerksam machen. Dort bietet man an, Ostern neu zu erleben – mitten im Alltag auf dem Smartphone. Beginnend mit dem Palmsonntag können Sie die Ostergeschichte im Liveticker auf WhatsApp, Telegram und Facebook Messenger kostenlos abonnieren. Täglich erhalten Sie Push-Nachrichten mit Texten, Bildern, Videos und Sprachnachrichten. So können Sie sich berühren lassen vom Tod und der Auferstehung Jesu – am Smartphone!
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