Fastenzeit – 5.Woche

Zu Beginn wieder etwas Musik und die Einladung, noch einmal zurückzuschauen auf die vergangene Woche: haben Sie Berührungspunkte mit Gott entdeckt? Konnten Sie dankbar dafür sein?

Unterwegs im Lebenshaus

Ich stelle mir ein Haus vor, mein Haus, mein Lebenshaus, dies bin ich. In meiner Phantasie gehe ich zur Kellertür und öffne sie langsam. Ich mache das Licht an, steige die Kellertreppe hinunter. Ich habe keine Angst, ich will einfach nur durch den Keller gehen, in Augenschein nehmen, was sich da im Laufe der Zeit angesammelt hat.
Da gibt es säuberlich Geordnetes, da gibt es auch Unfertiges, Unerledigtes. Da gibt es auch Dinge, die ich nicht immer sehen möchte, Dinge, die ich dort verstaut habe, weil ich nicht daran erinnert werden will.

Ich übertrage das Bild weiter auf mich selbst:
meine verborgenen Kräfte und Fähigkeiten; Dinge die auf Abruf bereitstehen und mir in Krisen helfen könnten;
aber auch alles, was ich im Laufe der Jahre weggesteckt, versteckt habe.
Ich nehme es mir einzeln vor und registriere es einfach; einiges, was zu Bruch gegangen ist, reparabel oder nicht;
die Ecken in meiner Seele, die ich lieber nicht betrete oder am liebsten verborgen halten möchte: dort gehe ich hinein, ganz allein, und schaue mich um und achte darauf, was ich dabei empfinde.
Ich sehe meine dunklen Seiten, meine Sünden.

Nur, wer das Unheil ansieht, wird heil. – Ich lese dazu in der Bibel.
….Der Herr antwortete Mose: Mach dir eine Schlange, und häng sie an einer Fahnenstange auf! Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht….
(Num 21,4-9)

Frage:
Welches sind die „Schlangen“ in meinem Leben? Kann ich ihnen gleichsam ins Auge schauen?

Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns.  Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht.
(1.Johannesbrief 1,8-9)

Ich bin eingeladen, zu beten:

Gott (Vater), ich will ehrlich sein vor Dir und vor mir. Du kennst mich und nimmst mich an, wie ich bin. Du hast mich mit Gaben und Fähigkeiten reich beschenkt.

  • Ich aber bin oft mit all dem nicht zufrieden, will mehr und anderes und verbrauche gedankenlos, was Du mir täglich gibst. Verzeih mir, daß ich vieles so selbstverständlich nehme und Dir kaum danke.
  • Oft suche ich nur meine Ruhe, meinen Spaß und kümmere mich nicht um die Wünsche meiner Nächsten.
  • Manchmal regt mich alles auf Ich bin dann kurz angebunden und verletze andere mit meinen bissigen Bemerkungen oder mit abweisendem Schweigen.
  • Du siehst, ich kann nicht aus meiner Haut heraus. Ich bin oft nicht echt und ehrlich ich selber, sondern spiele eine Rolle – mehr Schein als Sein.
  • Gott, ich interessiere mich wenig für dich, für dein Wort, deine Gebote, für das Gespräch mit dir, für den Gottesdienst. Meine Liebe zu Dir ist schwach. Mit Nichtigkeiten vergeude ich oft meine Zeit.

Gott (Vater) , vergib mir all meine Schuld.

So wie ich in den Keller meines Lebenshauses hinabgestiegen bin, so kann ich auch auf den Dachboden steigen. Dort habe ich alle meine Wünsche, Ideen, Vorstellungen versammelt, die für mich richtungsweisend sind.
Vorne auf dem Speicher stehen klar erkennbar und zum Greifen nahe einige Grundsätze meines Lebens.
In den hinteren Räumen des Dachbodens finde ich meine Sehnsucht, meine Träume vom Leben wieder. Wovon habe ich irgendwann früher einmal geträumt?
Wann habe ich diese Gedanken, dieses Verlangen hier abgestellt, vielleicht als unrealistisch abgetan?
Gibt es noch etwas, was ich am liebsten einmal herunterholen möchte in mein jetziges Leben, etwas, was ich vielleicht doch nicht ganz aufzugeben brauche, nicht wirklich aufgeben möchte?
Was von dem, was ich da sehe, möchte ich wegwerfen, so daß es auf mich keinen bestimmenden Einfluß mehr ausübt, auch nicht insgeheim?

Nehmen Sie sich Zeit für die Bilanz im Keller Ihres Lebenshauses und auf dem Dachboden. Es muss nicht an einem Tag geschehen!.

Fastenzeit 4.Woche

Zu Beginn wieder etwas Musik und die Einladung, noch einmal zurückzuschauen auf die vergangene Woche: konnten Sie in die innere Wüste gehen? Vor allem aber haben Sie die Quellen Ihres Lebens (wieder neu) entdeckt. Haben Sie sich Notizen gemacht?

Berührung Gottes

Ich war zwar religiös: ich kniete jeden Tag mit gefalteten Händen auf dem Bett und sprach mein Gebet, dachte aber immer seltener an den lieben Gott. Einige Jahre verkehrte ich dann noch offiziell mit dem Allmächtigen. Ein einziges Mal hatte ich das Gefühl es gäbe ihn. Ich wollte eine Untat vertuschen, als Gott mich plötzlich sah. Ich wurde furchtbar böse wegen dieser dreisten Taktlosigkeit; ich fluchte. Gott sah mich seitdem nie wieder an. Da Gott in meine Herzen keine Wurzeln schlug, vegetierte er nach einiger Zeit in mir und starb. (Jean Paul Sartre)

Selbst Jean Paul Sartre gesteht, dass Gott ihn persönlich einmal angerührt hat…..aber er schlug in seinem Herzen keine Wurzeln. Der Beginn einer Beziehung zu Gott ist immer das Angerührtsein, auf weIche Weise es auch geschehen sein mag. Oft ist es nur eine tiefe, unstillbare Sehnsucht, die ich im Nachhinein als die Berührung Gottes, als sein »Mich-Ansprechen« erkenne.

Gott hat mit jedem Menschen seine eigene Geschichte, die sich in der Geschichte des Lebens abspielt. Meine persönliche Heilsgeschichte ist verborgen unter den scheinbar zufälligen Geschehnissen und Ereignissen meines konkreten Lebens.

Wenn ich still werden kann, wenn ich es schaffe, mitten im Leben in die Wüste zu gehen (siehe Impuls vergangene Woche), kann ich in meiner Lebensgeschichte diese ganz persönliche, d.h. meine, Heilsgeschichte erkennen.

Erst im Nachhinein wird manches als »Berührung Gottes« bewußt, was ich bislang noch nie unter dieser Perspektive gesehen habe.

Einige Hilfen, um diese neue Blickrichtung auf mein Leben einzuüben:

Œ(1) 1 Könige 19, 11- 13
Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.

Es sind nicht die gewaltigen Erfahrungen (Sturm, Erdbeben, Feuer), in denen Gott uns anrührt. Es ist „eine Stimme verschwebenden Schweigens“(M.Buber), in der Gott zu mir spricht.

(2) Psalm 139
Herr, Du hast mich erforscht und Du kennst mich…

Ich betrachte Vers für Vers dieses Psalms, verweile dabei so lange, bis ich entdecke, wie einzelne Bilder ihre Entsprechung in meinem Leben finden – oder ich lese den ganzen Psalm und kehre zurück zu den Versen, die mich besonders „ansprechen“.

Ž(3) Von Dietrich Bonhoeffer stammt das Wort:
Ich glaube, daß Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge
zum Besten dienen lassen

Fragen:
*     Wann habe ich so etwas in meinem Leben erlebt?
* Wo habe ich erfahren, dass sich Schweres im Nachhinein als „Segen“ erwiesen hat?

Es sind die eigenen Erfahrungen, die mein Bild von Gott prägen und auch im Laufe eines Lebens verändern. Ich kann dies dankbar wahrnehmen.

Einladung zum Gebet
Du Gott meines Lebens,
ich vertraue, dass du mein Leben führst und begleitest,
ich glaube, dass kein Ereignis meines Lebens aus deiner Liebe herausfällt,
ich hoffe, dass alle großen und kleinen Schritte meines Lebens zu dir führen,
ich möchte alle meine Tage annehmen, weil du sie mir schenkst.

Fastenzeit – 3.Woche

Vorweg: ein wenig Musik und die Einladung, noch einmal zurückzuschauen auf die vergangene Woche:
haben Sie „feste Bräuche“ entdeckt, die Ihnen helfen, zu leben? Wovon mussten Sie sich verabschieden, weil es keine gute Gewohnheit war. Haben Sie sich Notizen gemacht?

Wüste

Carlo Caretto schreibt in seinem Buch  „Wo der Dornbusch brennt“: „Wenn das kontemplative Leben nur hinter Klostermauern oder im Schweigen der Wüste möglich wäre, dann müssten wir, um gerecht zu sein, jeder Familienmutter ein kleines Kloster geben und den Luxus einer kleinen Wüste dem Hilfsarbeiter, der im Lärm einer Stadt leben muss, um hart sein Brot zu verdienen … Wenn du nicht in die Wüste gehen kannst, musst du dennoch in deinem Leben die Wüste suchen. Bring ein Stück Wüste in dein Leben! Verlass von Zeit zu Zeit die Menschen, such die Einsamkeit, um im Schweigen und Gebet deine Seele zu erneuern! Das ist unentbehrlich. Das bedeutet, ‚Wüste‘ in deinem Leben.
Überleg, wo du stehst, deine Arbeit, deine Aufgaben, deine Beziehungen, die Zeitung, die du liest – alles zusammen betrachte als eine Einheit, der du nicht entfliehen darfst. Wüste ist dann kein geographischer Ort, sondern Wüste sind die Minuten, in denen du dich besinnst. Schließe die Augen, atme tief durch! Schaff dir eine, Wüste‘ in deiner Stadt, eine Ecke in deinem Haus, einen Platz in deinem Garten. Bring ein Stück Wüste in dein Leben!“

  • Fragen
  •      Wann bin ich mal ganz allein?
  •      Halte ich Stille und Schweigen aus?
  •      Verdränge ich die Einsamkeit mit Lärm und Ablenkung?

Wüste ist ein zweideutiger Begriff. Carlo Caretto beschreibt sie sehr positiv, für ihn ist die Wüste der Ort der Gottesbegegnung. Für andere ist Wüste ein sehr negatives Bild des eigenen Lebens. Vielleicht entspricht letzteres unserem gegenwärtigen Lebensgefühl: nach zwei Jahren Pandemie im Angesicht eines Krieges in Europa.
Beide Bilder dürfen wir zulassen.

Es macht die Wüste schön, dass sie einen Brunnen birgt

Brunnen in der Sahara
Image by Michael Siebers from Pixabay

Ohne Wasser hält man es in der Wüste nicht lange aus. Der Vorrat, den man sich von zu Hause mitgenommen hat, wird zwar eine Weile ausreichen, aber irgendwann wird man doch aus einer Quelle, die am Wege liegt oder die man selbst gegraben hat, schöpfen müssen. Mit der Wünschelrute der eigenen Intuition hat man vielleicht die Stelle, an der man graben muß, selbst erst entdeckt. Manchmal muß man in sehr tiefe Erdschichten vorstoßen, um an Wasser zu kommen.

Fragen
* Wo liegen die Quellen meines Lebens?
* Welche sind verstopft oder versiegt und wie kann ich sie wieder zum Sprudeln bringen?
* Wo und wie kann ich neue Quellen entdecken? Gerade auch in diesen Zeiten.

Sie sind eingeladen, zu beten:
„Alle meine Quellen entspringen in dir –
in dir, mein guter Gott.
Du bist das Wasser, das mich tränkt
und meine Sehnsucht stillt.
Du bist die Kraft, die Leben schenkt,
eine Quelle, welche nie versiegt.
Ströme von lebendigem Wasser brechen hervor.“

Dieser Impuls muss nicht am ersten und auch nicht an einem Tag „bearbeitet“ werden. Sie haben eine Woche Zeit (und wenn Sie wollen, auch noch länger). Manches benötigt die „rechte Zeit“ und den „rechten Ort“. Und: vielleicht schreiben Sie auf, was Sie bewegt.

Sorry,

bitte entschuldigen Sie, wenn Sie heute durch Benachrichtigungen von dem alten wordpress-Account belästigt wurden. Auf der stillgelegten Seite befanden sich noch einige alte Beiträge. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen wurden sie heute an die Abonnenten verschickt. Inzwischen sind alle Beiträge auf dem alten Account gelöscht. Es sollte nicht mehr vorkommen. Den nächsten Beitrag in der Reihe „Fastenzeit 2022 unterwegs“ gibt es nächsten Sonntag.

Fastenzeit 2022 – 2.Woche

Ein wenig Musik und die Einladung, noch einmal zurückzuschauen auf die vergangene Woche:
ist es Ihnen gelungen, die Langsamkeit zu entdecken? Haben Sie sich Notizen gemacht?

Feste Bräuche

„Es muss feste Bräuche geben“ sagt der Fuchs im Kleinen Prinzen. Feste Bräuche, sogenannte „Rituale“ geben unserem Leben eine Ordnung. Der Fuchs beschreibt es so: „Dies ist etwas, das einen Tag vom anderen unterscheidet, eine Stunde von der anderen Stunde“.Die äußere Ordnung aber hilft den Menschen auch innerlich zur Ordnung zu kommen.

Fragen:
> Welche äußere Ordnung hat mein Leben? 
> Wie ist mein Tag strukturiert?
> Gibt es „feste Bräuche“? – Was bewirken sie? Helfen sie mir und anderen (mit mir) zu leben?
> Was müsste ich verändern?

Machen wir es konkret – überall gibt es Gewohnheiten, die gut sind und welche, die nicht gut sind:
Meine Art zu leben, das ist

  • die Art wie ich mir, den Mitmenschen und der Umwelt begegne;
  • mein bloßes Zuschauen oder Aktivsein, sich langweilen oder interessiert fragen, auseinandersetzen und handeln;
  • meine Beziehung zu meinem Körper, wie ich ihn belaste, vergifte, fordere, bewege, »seine Signale wahrnehme«
  • das Glas Alkohol, das ich noch zusätzlich trinke, der TV-Konsum, das stundenlange Streamen, das Arzneimittel, das nicht notwendig ist
  • meine Schwäche, Zweifel, Belastung und Grenze, die ich resignierend hinnehme oder an denen ich wachse;
  • mein Stil, Auto zu fahren, meine Art, etwas ruhiger anzugehen oder zu hetzen;
  • meine Art, mich Spannungen hinzugeben oder zu wissen, wann ich mich wie entspannen kann;
  • zu erkennen, wann und wie ich über mich selbst, meine Familie, Karriere, Freunde, mein Leben nachdenken sollte, was sich wirklich verändern muss und lässt;
  • wie ich es wage, mein Leben so zu verändern, dass ich mit Leib und Seele mich wohlfühle;
  • meine Art, zuzuhören oder wegzuhören, auf etwas einzugehen oder es zu übergehen, mich gegenüber anderen zu öffnen oder zu verschließen, zu vertrauen oder misstrauen, zu helfen oder auszuweichen;
  • mein Staunen oder achtlos darüber Wegsehen, mein dankbarer oder genusssüchtiger Umgang mit den Gaben der Schöpfung;
  • die Zeit, die ich mir nehme oder nicht nehme, für Stille und Besinnung, Lektüre und Weiterbildung, Begegnung mit Menschen und mit Gott;
  • kurz: mein Tun und Lassen, was ich denke und fühle, erhoffe und lebe.

Wenn Sie etwas verändern wollen, dann tun Sie es Schritt für Schritt, eins nach dem anderen. Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, damit zu beginnen.

Sie sind eingeladen, zu beten:

Gott,
die Kraft zum Kämpfen, der Mut zur Veränderung
wachsen nicht aus meiner Trägheit,
sondern aus der Ruhe meines Herzens und dem Samenkorn meiner Hoffnung.
Ich bitte um die Kraft zum Kämpfen,
den Mut zur Veränderung,
die Ruhe meines Herzens
und um Deine Mitsorge ,
beim Wachsen meiner Hoffnung, damit ich lerne, aus Dir zu leben.

Dieser Impuls muss nicht am ersten und auch nicht an einem Tag „bearbeitet“ werden. Sie haben eine Woche Zeit (und wenn Sie wollen, auch noch länger). Manches benötigt die „rechte Zeit“ und den „rechten Ort“. Und: vielleicht schreiben Sie auf, was Sie bewegt.

Fastenzeit 2022 – 1.Woche

Entdeckung der Langsamkeit

Befragt nach dem Geheimnis seines Lebens, antwortete ein weiser Mensch:
Ich sitze, wenn ich sitze,
und stehe, wenn ich stehe,
und gehe, wenn ich gehe.
Darauf sagen die Frager: Das tun wir doch auch!
Der Weise bemerkt daraufhin: Nein das tut ihr nicht. Wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon und wenn ihr steht dann geht ihr schon und wenn ihr geht, dann sitzt ihr schon wieder.

Entdecken Sie doch für sich die Langsamkeit in diesen Wochen! Beginnen Sie damit in dieser ersten Fastenwoche. Lernen Sie, etwas langsamer zu leben, sich am Tag ein paar Pausen zu genehmigen, bedächtiger zuzuhören, weniger zu konsumieren.
Konkret könnte das zum Beispiel auch bedeuten:

• Zwischen zwei Terminen innehalten und durchatmen
• Auf meine Stimmung achten, Gefühle zulassen
• Nichts als selbstverständlich ansehen
• Eine Bemerkung nachklingen lassen, ein Erlebnis verarbeiten
Aufmerksam mit meinen Bedürfnissen umgehen
• Nicht nur essen, sondern eine Mahlzeit bewusst genießen
• Durstig den Geschmack des Wassers verkosten
• In einer Herausforderung meine Kraft entdecken
• Aus vielen Möglichkeiten eine auswählen
Bewusst entscheiden, was ich tue und was ich lasse
Meine Sehnsucht nicht zudecken
Wahrnehmen, was wirklich ist
• Und immer neu überrascht sein, wer ich bin

Lass mich langsamer gehen, Herr.
Entlaste das eilige Schlagen meines Herzens
durch das Stillhalten meiner Seele.
Lass meine hastigen Schritte stetiger werden
mit dem Blick auf die weite Zeit der Ewigkeit.
Lass mich langsamer gehen, um die Blume zu sehen,
ein paar Worte mit einem Freund zu wechseln,
ein paar Zeilen aus einem Buch zu lesen.
Lass mich langsamer gehen, Herr,
und gib mir den Wunsch,
meine Wurzeln tief in den ewigen Grund zu senken,
damit ich emporwachse zu meiner wahren Bestimmung.
(Gebet aus Südafrika)

Es kann hilfreich sein, wenn Sie täglich notieren, wann und wo Sie die Langsamkeit entdeckt haben.

Aschermittwoch 2022 – Aufbruch

Haben Sie auch schon einen guten Vorsatz für die Fastenzeit: kein Alkohol, keine Süßigkeiten, nicht zu rauchen, weniger Fernsehen ?

„Fastenzeit“ – d.h. für die meisten Zeitgenossen „Verzicht“. Einmal im Jahr ist in unserer Überflussgesellschaft der Verzicht „in“. Wie wäre es, wenn Sie in diesen Wochen, nicht nur verzichten, sondern auch aktiv etwas für sich tun– etwa indem

  • Sie sich an einem oder mehreren Tagen der Woche Zeit nehmen für sich,–
  • Sie sich eine Atmosphäre der Stille und der Sammlung schaffen
  • Sie zur Ruhe kommen, die Last und die Unruhe des Tages hinter sich lassen. (vielleicht zünden Sie bewusst eine Kerze an oder setzen sich in eine Kirche am Rand Ihrer tägliche Wege oder an einen stillen Platz, Ihren „Lieblingsplatz“ in der freien Natur).

Wann könnte das sein? Wo könnte das sein?
Vor uns liegt ein langer Weg – mehr als sechs Wochen lang. Was ist Ihr Ziel? Was möchten Sie erreichen? Je konkreter Sie das fassen, umso einfacher wird der Weg dorthin.

Vielleicht hilft Ihnen in den ersten Tagen eine Geschichte

Der Weise ging über den Marktplatz, kaufte aber nichts. Und das tat er immer wieder. Schließlich fragten ihn seine Schüler: „Warum gehst du immer über den Markt und schaust alles an, wenn du sowieso nichts kaufst?“ Darauf der Weise: „Ich will einfach nur wissen, was ich alles nicht brauche. um leben zu können.“
10.000 Dinge besitzt jeder Deutsche, statistisch gesehen. Ein Blick in die Küche, auf den Schreibtisch, auf den Arbeitsplatz, in eine Schublade, auf Speicher und Keller genügt, um diese Zahl überprüfen und realisieren zu können. Alles zu zählen, würde wohl nicht viel Sinn machen.
So nehme ich die Zahl 10.000 einfach mal als richtig an. Nur ein einfaches Beispiel dazu: Es genügt ja schon längst nicht mehr, nur ein Fahrrad zu haben. Es braucht dazu einen Kilometerzähler (natürlich elektronisch!), Schlösser, Spezialhandschuhe, Helm und Schuhe, Spezialtrikot, besondere Getränke, Taschen und vielerlei Krimskrams zum Reparieren und für Unterwegs.
Der Philosoph Sokrates meinte: „Nichts zu bedürfen ist göttlich, möglichst wenig zu bedürfen, kommt der göttlichen Vollkommenheit am nächsten.“
Wieviele Dinge braucht der Mensch wirklich? In jungen Jahren habe ich tatsächlich einmal aufnotiert, was ich alles im einzelnen besessen habe. Damals ging alles noch leicht in drei oder vier Pappschachteln hinein.
Viele Dinge sind wirklich wichtig und nicht einmal der Gerichtsvollzieher darf sie pfänden. Die Fastenzeit läßt vielleicht erkennen, daß wir uns vieles anschaffen, was eigentlich unnötig ist.

Was ist wirklich wichtig in meinem Leben?

Dieser Impuls muss nicht am ersten und auch nicht an einem Tag „bearbeitet“ werden. Sie haben ja (fast) immer eine Woche Zeit. Manches benötigt die „rechte Zeit“, den „rechten Ort“. Gönnen Sie sich beides. Und noch ein Tip: Schreiben Sie doch auf, was Sie bewegt hat!

ab morgen wieder: „Unterwegs“

Morgen ist Aschermittwoch. Die Fastenzeit beginnt. Vielleicht ist Ihr Herz und Ihr Kopf in diesen Tagen mit ganz anderen Dingen beschäftigt als mit der Fastenzeit. „wortzumtag“ möchte Sie auch in diesem Jahr wieder in dieser Zeit begleiten. Allerdings anders als Sie es gewohnt sind: kein tägliches Wort, Bild oder Musik, sondern in jeder Woche mit einem Impuls, einer Anregung, diese besondere Zeit auch besonders zu gestalten.
Sie können dann selbst entscheiden, wann Sie dieser Anregung folgen wollen, wann die günstigste Zeit dafür ist. „Unterwegs“ haben wir die Fastenzeit 2022 überschrieben. Wer unterwegs ist, muss sich hin und wieder vergewissern, dass die Richtung noch stimmt. Dabei möchten Ihnen die Impulse helfen. Machen wir uns also auf den Weg!

Indem ihr unterwegs seid, überwindet ihr die Versuchung eines statischen Glaubens, der sich mit einem Ritual oder einer alten Tradition begnügt. Stattdessen geht ihr aus euch heraus, tragt in eurem Gepäck eure Freuden und Leiden und macht aus dem Leben eine Pilgerreise der Liebe zu Gott und zu euren Brüdern und Schwestern.

Papst Franziskus


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Es ist Krieg. Ein ratloser Psalm.

von Stephan Wahl
Aufgeschreckt bin ich, Ewiger, reibe mir zitternd die Augen,
ein Traum muss es sein, ein schrecklicher, ein Alptraum.
Entsetzt höre ich die Nachrichten, kann es nicht fassen,
Soldaten marschieren, kämpfen und sterben. Es ist Krieg.
Der Wahn eines Mächtigen treibt sie zu schändlichem Tun,
mit Lügen hat er sie aufgehetzt, mit dem Gift seiner Hassreden.
In den Kampf wirft er sie, missbraucht ihre Jugend, missbraucht ihre Kraft,
erobern sollen sie, töten sollen sie, sein Befehl ist eiskalt.
Seine Nachbarn hat er zu Feinden erklärt, ein Zerrbild gemalt,
in den dunkelsten Farben seiner wirren Machtphantasien.


Niemand wagt ihm zu widersprechen, seine Claquere halten still,
ein Marionettentheater umgibt ihn, das er höhnisch bespielt.
Seine Bosheit hat Raffinesse, listig und schamlos geht er voran,
die Versuche ihn umzustimmen liess er ins Leere laufen,
umsonst sind sie angereist aus besorgten Ländern,
Friedensappelle und Warnungen liessen ihn kalt.
Angst und Schrecken verbreiten sich, blankes Entsetzen,
wieviele Verletzte wird es geben, wieviel Tote?


Wann wird die gefrässige Gier des Tyrannen gesättigt sein,
wann der Blutstrom versiegen, wann die Waffen schweigen?
Hilflos starre ich auf die Bilder und Meldungen,
meine Fäuste voll Wut, in meinen Augen regnet es.
Fahr den Kriegstreibern in die Parade, Ewiger. Allen!
Leg ihnen das Handwerk, lass sie straucheln und fallen.
Wecke den Mut und den Widerstand der Rückgrat-Starken,
lass das Volk sich erheben und die Verbrecher entlarven.
Nicht entmutigen lassen sollen sich alle, die an den Frieden glauben,
die unverdrossen ihre Stimme erheben, gegen Verführer immun sind.


Sei unter denen, die nicht schweigen, die nicht wegschauen,
die nicht achselzuckend sagen, was kann ich schon bewirken.
Höre unser Beten, unser Schreien, es töne in Deinen Ohren,
unsere Angst um die Welt unser Kinder und Kindeskinder.
Sie hast Du uns in die Hände gegeben, Deine Welt ist die unsrige,
In die die Hände fallen soll sie nicht den Machthungrigen ohne Gewissen.
Nie werde ich verstehen, warum Du dem allen nur zusiehst,
Deine Hand nicht eingreift und die Tyrannen zerschmettert.

Mach Dich gefasst auf meine zornigen Fragen, wenn wir uns sehen werden,
später, in diesem rätselhaften Danach, Deinem geheimnisumwobenen Himmel.
Dann will ich Antworten, will Erlösung und endgültigen Frieden,
jetzt aber will ich nicht aufgeben, zu tun was, ich tun kann,
damit wir jetzt und auch künftig den Namen verdienen,
den wir so selbstverständlich als unseren eigenen tragen,
und ehrlich und glaubwürdig und unverhärtet berührbar,
als menschlicher Mensch unter menschlichen Menschen leben.

Stephan Wahl ist deutscher Priester und lebt in Jerusalem



Für Leute in Bonn: Exerzitien im Alltag in Duisdorf

(c) Pixabay

In Bonn-Duisdorf werden in der Fastenzeit Exerzitien im Alltag angeboten.
Exerzitien sind „geistliche Übungen“, die mir helfen können, die Gegenwart Gottes in meinem Alltag zu entdecken. Sie sind eine Einladung, wacher und aufmerksamer zu werden für meine Wirklichkeit, zu der auch alle meine Beziehungen gehören. Normalerweise nimmt man sich dafür eine Auszeit, fährt irgendwo in ein Haus, in die Stille, hat Abstand von seinem Alltag. Dabei wird man begleitet, erhält Hinweise und Anleitungen für die einzelnen Übungen.
„Exerzitien im Alltag“ finden nicht irgendwo statt, sondern mitten in meinem Alltag, dessen Abläufe ich dafür unterbreche. Dazu gibt es tägliche Anleitungen, ein wöchentliches Präsenz-Austauschtreffen mit der Gruppe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (2G-Regel), und – wenn man es möchte – ein wöchentliches Gespräch mit einer Begleiterin/ oder einem Begleiter.
Im Bonner Stadtteil Duisdorf werden solche „Exerzitien im Alltag“ in dieser Fastenzeit angeboten:

Start:Mittwoch, 09. März 2022 19.30 Uhr St. Edith Stein, Bonn-Brüser Berg 
Austauschtreffen:mittwochs 16., 23., 30. März und 6. April 19.30 – 21.30 Uhr
Geistliche Begleiter/innen:Ulrike Phiesel, Bettina Schmidt, Brigitte Schmidt, Pfr. i.R. Wilfried Schumacher, Pfr. Dr. Georg Schwikart und Marita Thenée 

Nähere Informationen und Anmeldedaten auf der Webseite der Pfarrei.