Gott, lass meine Gedanken mich sich sammeln zu Dir. Bei Dir ist das Licht, du vergisst mich nicht. Bei Dir ist die Hilfe, bei Dir ist die Geduld. Ich verstehe Deine Wege nicht, aber Du weißt den Weg für mich. (Dietrich Bonhoeffer)
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Lesung aus dem Buch Deuteronómium ( Dtn 8, 2–3.14–16a.) –
Lesen Sie selbst oder lassen Sie sich vorlesen.
Mose sprach zum Volk:
Du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich während der vierzig Jahre in der Wüste geführt hat, um dich gefügig zu machen und dich zu prüfen.
Er wollte erkennen, wie du dich entscheiden würdest: ob du seine Gebote bewahrst oder nicht.
Durch Hunger hat er dich gefügig gemacht und hat dich dann mit dem Manna gespeist,
das du nicht kanntest und das auch deine Väter nicht kannten. Er wollte dich erkennen lassen, dass der Mensch nicht nur von Brot lebt, sondern dass der Mensch von allem lebt,
was der Mund des Herrn spricht.
Nimm dich in Acht, dass dein Herz nicht hochmütig wird und du den Herrn, deinen Gott, nicht vergisst, der dich aus Ägypten, dem Sklavenhaus, geführt hat; der dich durch die große und Furcht erregende Wüste geführt hat, durch Feuernattern und Skorpione,
durch ausgedörrtes Land, wo es kein Wasser gab; der für dichWasser aus dem Felsen der Steilwand hervorsprudeln ließ; der dich in der Wüste mit dem Manna speiste,
das deine Väter noch nicht kannten.
Wie werden wir in vielleicht in 10 oder 20 Jahren über diese Zeit denken. Werden uns die Ängste und die Sorgen noch bewusst sein, die uns alle achtsam gemacht haben – achtsam auf uns selbst und auf unsere Mitmenschen? Wird diese Krise uns nachhaltig verändert haben? Oder geht alles so weiter wie vor der Corona-Zeit. Wenn ich mir das Verhalten, die Sorglosigkeit und damit verbunden auch die Rücksichtslosigkeit mancher Menschen anschaue, habe ich schon fast den Eindruck, dass Corona nichts verändert hat.
Auf was haben wir nicht alles verzichten müssen? Das Schlimmste waren wohl die sozialen Kontakte, die nicht möglich waren. Ganz zu schweigen von den finanziellen Sorgen vieler, die der Lockdown bewirkt hat. Wir mussten auch verzichten auf die Gottesdienste und heute auf die Prozession. Man könnte sagen, das war und ist eine in vieler Hinsicht eine Durststrecke.
Und schon spricht der Schrifttext zu uns: Es sind Ausschnitte aus einer Predigt, die Mose in den Mund gelegt wird. Er reflektiert die Ereignisse der Wüstenwanderung Israels, in der es auch viele Durststrecken gab. Zuweilen war der Hunger so stark, dass sie sich gewünscht haben, wieder Sklaven zu sein, dafür aber genug Nahrung zu haben. Lieber Unfreiheit als Hungern. Doch ein Rückzug nach Ägypten hätte neue Unfreiheit bedeutet.
Die Israeliten sollen lernen, auf Gott zu vertrauen. Sie sollten erkennen, dass der Mensch nicht nur von Brot lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund des Herrn hervorgeht.
Vielleicht ziehen Sie eine ähnliche, vorsichtige erste Bilanz nach den ersten Wochen Corona: Leben ist mehr als Essen und Trinken, Leben ist mehr als Besitz und Position. Wir brauchen zum Leben Liebe und Zuwendung, Nähe trotz 1,5 Meter-Abstand. Als Glaubende brauchen wir aber auch Gemeinschaft mit anderen Glaubenden, brauchen wir Gottes Wort, das uns immer wieder aufrichtet und – wenn es möglich ist – diese Speise der Eucharistie, die Gottes Liebe, Zuwendung, Freundschaft erfahrbar werden lässt.
Fronleichnam ist das Fest, an dem wir diese Überzeugung nach draußen tragen. Das ist heute nicht möglich und sehr kreativ versuchen einige Gemeinden jetzt Ersatz für die Prozession zu finden. In einer Gemeinde – so las ich – fährt der Pfarrer mit der Monstranz durch die Straßen. Nette Idee, aber das brauchen wir nicht.
Wir müssten uns nur an ein Wort des Hl.Augustinus erinnern. Er sagt: „Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid: Leib Christi“. Wenn wir das ernst nehmen – und wir nehmen viel ernst von dem, was Augustinus gesagt hat; dann braucht es keinen Pfarrer, der mit dem Auto und der Monstranz durch die Gegend fährt, oder hier auf der Insel mit dem Fahrrad oder der Pferdekutsche – Wenn wir es ernst nehmen, dann ist jeder von uns eine Monstranz, dann kann jede und jede von uns, diese Botschaft zu den Menschen bringen. Das könnte manchem helfen in den Durststrecken seines Lebens.
Zum Abschluß können wir beten:
Mein Herr und mein Gott,
nimm alles von mir,
was mich hindert zu dir!
Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir,
was mich fördert zu dir!
Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir,
und gib mich ganz zu eigen dir!
Nikolaus von der Flüe
(c) Wilfried Schumacher –